Der 8. April in diesem Jahr: Arsenal London spielt im Rück­spiel des Cham­pi­ons­le­ague-Vier­tel­fi­nales gegen den FC Liver­pool. Am eigenen Straf­raum kommt ein Gunner an den Ball, schüt­telt den ersten Gegen­spieler ab und spielt die nächsten Zwei aus. Er bewegt sich, trotz seiner 1,70, mit rie­sigen Schritten in Rich­tung Mit­tel­linie. Auf dem Weg dorthin lässt er den nächsten Roten liegen. Javier Mascherano rennt los, um den Mann von Arsenal mit der Nummer 32 zu stoppen. Der mar­schiert in Rich­tung des 16-Meter-Raumes der Liver­pooler, wo schon Sami Hyypia auf ihn wartet. Doch er und Mascherano können ihn nicht stoppen: Mascherano grätscht ins Leere, und Hyypia wird über­laufen. Die Nummer 32 rennt noch ein paar Meter weiter Rich­tung Grund­linie, schaut nach oben und schiebt einen fla­chen Pass in den Rücken eines anderen Liver­poo­lers. Der Ball erreicht Emma­nuel Ade­bayor, der nur noch ein­schieben muss. Ade­bayor läuft zu den Arsenal-Fans und will sich feiern lassen, bleibt dann aber stehen und zeigt auf die Nummer 32.
 

Die Nummer 32 trug ein gewisser Theo­dore James Wal­cott. An diesem Abend sollte den Mann aus Compton in West Berkshire ganz Europa kennen lernen.
 
Heute trägt Wal­cott die Nummer 14. Die Nummer, mit der die Arsenal-Legende Thierry Henry den Nord-Lon­do­nern jah­re­lang unver­gess­liche Momente berei­tete. Experten meinen, mit Wal­cott sei sein Nach­folger gefunden.
 
Mit der Natio­nal­mann­schaft kam Theo Wal­cott am ver­gangen Mitt­woch in Zagreb mal wieder auf die ganz große Bühne. Beim WM-Qua­li­fi­ka­ti­ons­spiel gegen Kroa­tien erzielte er drei der vier Tore, die Fuß­ball-Eng­land wieder hoffen lassen. Im Sommer ver­loren die Briten noch mit 2:3 im hei­mi­schen Wem­bley­sta­dion gegen die Kroaten und ver­passten so die Teil­nahme an der Euro. Eine Schmach, die noch lange einen Schatten über die Natio­nal­mann­schaft werfen wird.
 

Der bis­he­rige Weg von Theo Wal­cott ist gezeichnet von extremen Ereig­nissen und Rekorden. Seine Kar­riere begann beim AFC New­bury, wo er in nur einer Saison 100 Tore erzielte. Nach einer kurzen Sta­tion bei Swindon Town wech­selte er in die Jugend­ab­tei­lung des FC Sout­hampton, wo er im August 2005 seinen ersten Ein­satz in der Pro­fi­mann­schaft bekam. Wal­cott wurde zum jüngsten Spieler, der je für Sout­hampton spielte. Zwei Monate später stand er in der Startelf und schoss sein erstes Tor gegen Leeds United. 
 
Die eng­li­sche Medi­en­land­schaft fei­erte ihren neuen Helden, schnell kam der junge Offen­siv­spieler bei den großen Ver­einen in Eng­land und in ganz Europa ins Gespräch. Der Weg aus der zweiten eng­li­schen Liga war mit nur 16 Jahren geebnet.

Eine Inves­ti­tion in die Zukunft des eng­li­schen Fuß­balls

Am 20. Januar 2006 machte Arsenal dann das Rennen um Wal­cott und ver­pflich­tete ihn für eine Ablö­se­summe, die wohl irgendwo zwi­schen 5 und 7,5 Mil­lionen Pfund liegt. Pro Ein­satz, den Wal­cott bei den Gun­ners hat, müssen die Lon­doner an Sout­hampton zahlen. Angeb­lich kann es so zu einer end­gül­tigen Ablöse von 12 Mil­lionen Pfund kommen.
 
Acht Monate später kam Wal­cott zu seinem ersten Ein­satz in der Pre­miere League. Nach seiner Ein­wechs­lung berei­tete er mit einer Flanke den Aus­gleichtreffer für die Kano­niere vor. Bei der Cham­pions League-Begeg­nung wenige Tage später in Zagreb gelang ihm erneut eine Tor­vor­lage. In diesem Spiel löste er Cesc Fáb­gregas als jüngsten Spieler Arse­nals in einem euro­päi­schen Wett­be­werb ab.
 
Obwohl Wal­cott bis zur WM 2006 nicht einen ein­zigen Pre­miere League-Ein­satz vor­weisen konnte, nahm der dama­lige Natio­nal­trainer Sven-Göran Eriksson Eng­lands den 17-jäh­rigen Wal­cott mit nach Deutsch­land. Zu einem Spiel sollte er aller­dings noch nicht kommen. Eriksson legi­ti­mierte die Nomi­nie­rung eher als eine Chance für Wal­cott, Erfah­rungen zu sam­meln. Eine Inves­ti­tion in die Zukunft des eng­li­schen Fuß­balls. Gut zwei Jahre später scheint sie sich aus­ge­zahlt zu haben.
 
Das Lieb­lings­team Wal­cotts ist, wie es der Zufall so will, der FC Liver­pool. Seine Idole waren die Stürmer Robby Fowler und Michael Owen. Als die Beiden noch für die Reds stürmten, spielte auch schon Sami Hyypia für die Liver­pooler. Der Ver­tei­diger, den Wal­cott ein­fach über­lief.
 

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